Das erste Rennwochenende der Saison 2020 ist vorbei. Wie vor kurzem bestätigt wurde, werden wir uns auch noch ein bisschen gedulden müssen, bis es überhaupt wieder weitergeht für die Superbike-WM. Die zweite Saisonstation in Katar wird zumindest erstmal verschoben. Deshalb ist gerade genug Zeit, mal die Action aus Australien Revue passieren zu lassen. Deshalb kommt hier unsere Review von der Superbike-WM auf Phillip Island.

Top:

Es ist schwierig, einen Fahrer oder Hersteller zu nennen, wenn drei unterschiedliche Piloten gewinnen und in zwei von drei Rennen drei unterschiedliche Marken auf dem Podium stehen. „Top“ kann man auf jeden Fall zu Alex Lowes sagen, der nach den mittelmäßigen Tests voll mit bei der Musik war! Ihn hatte ich eigentlich eher im Schatten von Jonathan Rea gesehen, aber da hat er mich eines besseren belehrt! Die Stärke, mit der er sich gegen seine Gegner gewehrt hat, war beeindruckend und so ist er zurecht zum ersten Mal WM-Führender!

Knapp 6 km/h fehlten Tom Sykes beim Topspeed (© BMW)

Flop:

Der einzige Hersteller, der an der Spitze gefehlt hat, war BMW. Für die Superpole-Runde war Tom Sykes freilich gut, aber die Rennen verliefen dann nach einem altbekannten Schema, denn da ging es nach gutem Beginn nur noch nach hinten für den Briten. Der Grund: Reifenprobleme. Im zweiten Lauf dann sprach man von einem technischen Problem. Das sind Dinge, die zwar normal für den Rennsport sind, aber in diesem Jahr nicht passieren dürfen. Sykes´ Ausbeute vom ersten Rennwochenende sind ganze 17 WM-Punkte und Rang zehn in der Gesamtwertung mit 34 Zählern Rückstand zu Alex Lowes. Die Saison ist zwar lang, aber man muss bei BMW schon einen großen Schritt bei der Rennperformance machen, damit man den Rückstand wieder aufholt. Hilfreich war sicherlich auch nicht, dass Eugene Laverty am Rennsonntag mit einer Gehirnerschütterung pausieren musste. Er ist besonders schwierig einzuschätzen nach seinem elften Rang in Lauf eins. Nach dem man Markus Reiterberger aus dem WM-Team gekickt hatte, hat man sich sicher schon vom ersten Rennen an mehr vom Iren erhofft. 

Was hat uns überrascht?

Enger Rennsport ist auf Phillip Island eigentlich immer Programm, nicht zuletzt wegen der Reifenschwierigkeiten, die auch diesmal das Renntempo arg beeinflusst haben. Was aber überrascht ist, wie eng die Topspeeds der verschiedenen Hersteller zusammen waren. Wo wir im letzten Jahr noch Unterschiede von bis zu elf km/h gesehen haben, sprechen wir nun von 1-6 km/h. Schnellster war Chaz Davies (Ducati, 330,9 km/h) und hat damit den Rekord von Max Biaggi geknackt, den der Römer mit der Aprilia 2012 aufgestellt hat. Den Rekord haben aber noch SECHS weitere Fahrer gebrochen, darunter Alex Lowes (Kawasaki, 329,3 km/h) und die beiden neuen Hondas von Alvaro Bautista und Leon Haslam. Es zeigt sich, dass die Hersteller alle nachgelegt haben, was aber auch damit zu tun haben kann, dass die Superbike-WM dieses Jahr von größeren Regeländerungen verschont geblieben ist. Deswegen konnten die Marken der Regelsituation entsprechend entwickeln. Das ist auch ein Grund dafür, dass wir an der Spitze solch eine Vielseitigkeit gesehen haben. 

Konstanz war Scott Reddings Gebot in Australien: 3 mal Platz (© Ducati Media House)

Was sonst noch aufgefallen ist 

0,111 Sekunden ist die Zahl des Wochenendes. Das ist die Summe der Zeitabstände, mit denen P1 und P2 in den drei absolvierten Rennen die Ziellinie überquert haben. Das macht definitiv Lust auf mehr! Ein weiterer Fahrer, den man übrigens auch als Top-Fahrer hätte nennen können, ist Scott Redding. Drei dritte Plätze und ein maximaler Rückstand von 0,849 Sekunden auf den Sieger (in Lauf 2) zeigen seine Stärke. Schön war es zu sehen, dass der Rookie stets mit ausgefahrenen Ellenbogen unterwegs war. Im Parc Fermé hätte man nach drei verpassten Siegen denken können, dass er jetzt seine Ambitionen etwas zurückschraubt, aber weit gefehlt! Redding will siegen und das so bald wie möglich! Das macht ihn meiner Meinung nach zum heißesten Siegkandidaten beim nächsten Rennen, wo auch immer das stattfinden wird. Natürlich zählt zu den Kandidaten auch Toprak Razgatlioglu, aber dazu darf dessen Team nicht noch so ein Faux-pas wie in Australien passieren, wo ihm der Sprit ausgegangen ist. Eine Sache, die im Nachhinein übrigens sehr negativ aufgefallen ist: Unter Artikeln, die andere Online-Medien über Toprak veröffentlichen, finden sich immer wieder deutlich rassistische Kommentare! Ich muss zugeben, dass mir so ein „Fan-“ Verhalten im Motorradrennsport nicht bewusst war, aber ich finde es zutiefst beunruhigend.

 

Text: Dominik Lack

Foto: WorldSBK.com (Titel), Kawasaki Racing Team, BMW

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