Er ist ein noch recht unbeschriebenes Blatt im internationalen Rennsport. Trotzdem ist er drauf und dran, Geschichte zu schreiben. Indy Offer ist der jüngste Brite, der den Sprung in die Supersport 300-WM wagt. Dabei fährt der 16-Jährige überhaupt erst seit drei Jahren Rennen! (english version of this article)
Da für viele Leserinnen und Leser die Geschichte von Indy Offer unbekannt sein dürfte, soll sie hier einmal zusammengefasst werden. Los ging seine Karriere 2017. Indys Vater, der selbst – wenn auch nicht auf professionellem Niveau – Rennen gefahren ist, entfachte die Leidenschaft bei seinem damals 14-jährigen Sohn.
„Ich war also immer umgeben von Motorrädern, auch wenn mich das früher nicht so sehr interessiert hat.“, erzählt uns Indy Offer, der aber noch wenig Fahrerfahrung hatte. „Irgendwann hat mich mein Dad gefragt, ob ich es nicht mal probieren möchte. Ich habe ja gesagt, weil ich dachte, dass es mir Spaß machen könnte. Er hat also eine Kawasaki Ninja 300 gekauft und wir haben eine Rennverkleidung und entsprechende Reifen montiert. Ich durfte dann ein Rennen fahren, um zu schauen, wie weit ich komme. Zu dem Zeitpunkt musste ich aber noch lernen zu schalten (lacht). Mir hat es sehr gefallen und ich bin nicht einmal Letzter geworden! Es waren mehr als 40 Fahrer im Grid und für ein erstes Rennen schon echt groß.“
Bemsee 300 hieß die Klasse, in der Indy Offer seine ersten Rennerfahrungen sammeln konnte. Eine Club-Serie, wie sie typisch ist für Groß Britannien. Gefahren wurde auf BSB-Strecken und Offer bestritt die restlichen Saisonstationen. Lange hielt er sich mit den Club-Rennen allerdings nicht auf.
„Ein Kollege meines Dads trat in der Zeit an uns heran und hat gefragt, ob ich nicht in der BSB fahren möchte. Wir waren etwas besorgt, denn ich fuhr ja erst seit ein paar Monaten Motorrad und sollte jetzt in der besten Serie Groß Britanniens antreten? Ich hatte aber nichts zu verlieren und dachte mir, ich lerne einfach und versuche immer weiter nach vorne zu kommen.“ Zwei Jahre verbrachte Offer in der BSB, wechselte zwischendurch das Bike und konnte – auch wenn er oft mit technischen Problem zu kämpfen hatte – sogar mal in die Top 6 fahren. Im Laufe der Saison 2019 folgte der nächste Schritt:
„Glücklicherweise hat mir Michael Hill geholfen. Er hat mir eine Testfahrt im Juli 2019 mit der Scuderia Maranga vermittelt. Wieder musste ich eine schwierige Entscheidung fällen, denn ich fuhr erst zwei Jahre Rennen. Nach dem Test in Italien war das Team aber happy mit mir und ich war es auch. Allein die Atmosphäre unter diesen erfahrenen Leuten war toll, aber auch ganz anders als alles davor. Als es dann bei dem Team Schwierigkeiten mit einem der Fahrer gab, habe ich auf einmal einen Anruf bekommen, ob ich nicht eine Wildcard in der Supersport 300-WM in Magny-Cours fahren möchte! Schon wieder eine Entscheidung, aber ich hatte nichts zu verlieren und ins World Superbike-Paddock wollte ich auf jeden Fall. Schließlich wollen wir doch alle Weltmeister werden (lacht).“
So ergriff Indy Offer die Chance und konnte schließlich ein Rennwochenende in der Supersport 300-WM bestreiten, auch wenn er am Rennen letztlich nicht teilnehmen konnte: „Der Wildcardeinsatz war schwierig, aber gut. Das Team hat mir das Gefühl vermittelt, dass ich es verdiene dort zu sein.“, kommentiert Offer, der nun für 2020 einen Permanentvertrag mit der Scuderia Maranga hat.
Nach dieser Zusammenfassung der kurzen, aber außergewöhnlichen Karriere, haben wir uns mit Indy Offer zu einem Interview zusammengesetzt.
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