Jan-Ole Jähnig hat eine vielseitige Saison 2020 hinter sich. Als WM-Fahrer bei Freudenberg gesetzt, hat sich der KTM-Pilot nach nur zwei Rennwochenenden plötzlich in der IDM wiedergefunden. Dort gewann er überlegen die Superstock600-Wertung. Außerdem unternahm er einen Ausflug zu den Supermotos. Wir haben uns mit Jan-Ole zum Interview getroffen.

Hallo Jan-Ole, wie läuft die Arbeit?

„Bestens! Aufträge haben wir genug.“

Also kannst Du Dein Fitnessprogramm immer noch auf der Arbeit durchziehen?

„(lacht) ja genau. Da scheitert es nicht dran.“

Die Saison hat für Dich relativ früh geendet. Zwei Supersport-300-WM-Rennen hast Du absolviert. Wie war denn das Feeling zu dem Zeitpunkt?

„Man muss da nicht drum herum reden. Das Feeling war nicht gut. Wir hatten mit dem Motorrad echt Probleme und sind – wie eigentlich alle im Team – auf keinen grünen Zweig gekommen.  Bis jetzt wissen wir eigentlich nicht so richtig, woran es gelegen hat. Wir hatten zwar versucht, die Schwierigkeiten zu beheben, sind aber im Endeffekt echt im Dunklen getappt. Es hat einfach nichts funktioniert. So eng, wie alles getaktet ist, ist es aber auch scwierig, etwas zu verbessern.“

Punkte waren leider nicht drin. Du bist einmal mit P16 haarscharf vorbeigeschrammt…

„Ja genau, dann hatte ich Hoffnung, aber bin im zweiten Lauf von Portimao abgeräumt worden.“

Bei wem lag am Ende die Entscheidung, dass Ihr aus Corona-Gründen nicht mehr weiter antretet?

„Es war auf jeden Fall eine Team-Entscheidung. Ich denke, dass ich da für die Fahrer sprechen kann, wenn ich sage, dass wir eigentlich fahren wollten. Aber man kann natürlich verstehen, dass es für das Team eine Gefahr ist, wenn wir alle nach Spanien fahren. Man muss ja sagen, dass das Ganze für alle nicht der Haupt-Job ist.“

Anschließend ging es für Dich in der deutschen Supermoto-Meisterschaft weiter…

„Genau. Die Supermotos waren quasi die erste Serie, die wieder stattgefunden hat. Weil es terminlich gepasst hat, haben wir es einfach mal probiert. Es hat Spaß gemacht und war eine sehr interessante Erfahrung. Eigentlich wollten wir es langsam angehen lassen und in der S2-Klasse fahren, aber wir wurden darum gebeten, uns für die S1 anzumelden. Das hat uns natürlich weniger gefreut, weil es da ganz schön hart zur Sache geht (lacht).“

Dann bist Du in der IDM gestartet und bist auf die Supersport-Maschine umgestiegen. Wie kam es dazu?

„Für mich war klar, dass wenn wir die Spanien-Rennen in der WM auslassen, es wenig Sinn hat, danach wegen zwei Rennen wieder einzusteigen. Die Lage für das Team wäre wohl ohnehin nicht besser geworden. Vom Team gab es das Angebot, in der IDM die Supersport 300-Maschine zu fahren. Das wollte ich aber persönlich nicht, weil ich die in den letzten Jahren schon genug gefahren bin. Außerdem wäre es von der Klasse her ein Abstieg gewesen. Als WM-Fahrer ist es außerdem in der IDM immer schwierig, weil jeder einen fertig machen möchte. Man kann nur verlieren. Deshalb sind wir den Schritt in die 600er gegangen. Dort wollten wir für das nächste Jahr schon mal etwas lernen. Als Einstieg haben wir die Superstock-Variante gewählt, weil die Supersport-Klasse schon etwas härter ist  und materialintensiver ist. Ich denke, dass diese Entscheidung sehr gut war. Ich konnte viel mitnehmen.“

Hättest Du denn nach der WM-Absage bei anderen WorldSSP300-Teams unterkommen können?

„Nein, denn ich glaube, dass alle Teams ihre Probleme hatten, das Ganze durchzustehen. In einem anderen Team zu fahren, wäre vielleicht gut gewesen. Andererseits hätte es eine extreme Umstellung bedeutet, weil es ein anderes Motorrad gewesen wäre. Deshalb war die IIDM schon der richtige Schritt.“

Für 2021 kehrt Jähnig der WM zunächst den Rücken zu (© Dominik Lack)

Musstest Du Dich sehr umstellen?

„Der Unterschied von der 300er zur 600er ist von der Leistung und dem Fahrverhalten her sehr groß. Ich konnte mich aber gut einfahren. Vom Fahrstil her ist es schon sehr anders, weil man eine ganze Ecke mehr Druck am Hinterrad hat. Wenn man da so fährt wie mit der 300er, kommt man nicht weit. Man macht einfach den Reifen fertig, wenn man die ganze Zeit über die Flanke fährt. Du  musst ein bisschen spitzer fahren und gerade beim Beschleunigen extrem schnell aufrichten, damit Du wieder auf die gerade Reifenfläche kommst. Ansonsten hast Du Spinning und der Reifen ist schnell am Ende. Das war für mich eigentlich am Anfang das Hauptproblem.“

Bist Du denn zuversichtlich, dass Du damit in Zukunft gut zurechtkommen wirst?

„Es macht mir extrem viel Spaß. Eigentlich möchte ich gar nicht mehr auf die 300er zurück (lacht).“

Also wird die Reise im kommenden Jahr in die Supersport-Klasse gehen?

„Wir hatten erst mit der Superstock 600 geliebäugelt, aber nach meinem Ergebnis in diesem Jahr wäre es Quatsch, dort wieder zu fahren. Wir werden also auf jeden Fall Supersport fahren. Dafür haben wir ja auch schon zwei Yamaha-Motorräder, auch wenn die noch etwas umgebaut werden müssen. Ich denke, dass es auf jeden Fall eine schöne Saison werden wird.“

Werdet Ihr denn mit Freudenberg in die IDM gehen?

„Das ist erstmal nicht geplant. Stattdessen wollen wir mit eigenem Team in die IDM gehen und haben auch schon mit meinem Kumpel Max Enderlein gesprochen. Mit ihm wollen wir das zusammen angehen. Mit so einem erfahrenen Teamkollegen würde das bestimmt eine richtig gute Saison geben. So ist zumindest momentan der Plan.“

Was nimmst Du aus der WM für die IDM mit?

„Auf jeden Fall der Kampf gegen die Konkurrenz. Das bringt natürlich extrem viel. Man ist durch die Kämpfe mit vielen Gegnern im Kopf schon so abgeklärt, dass man sich überhaupt nicht mehr aufregt. Das wird sicher ein großer Vorteil für das nächste Jahr sein.“

Wie sieht es mit Deinen Sponsoren aus? Bleiben die mit an Bord?

„Ich hoffe es! Ich habe von den meisten schon ein positives Feedback bekommen. Die IDM bringt den meisten wahrscheinlich ohnehin mehr, weil es alles heimische Sponsoren sind.“

Dann hoffen wir mal, dass wir Dich bald mal wieder sehen. Vielleicht ja auch als Gaststarter in der WM?

„Ja das wäre schön. Ich finde aber auch andere Klassen wie die BSB interessant. Aber jetzt konzentrieren wir uns auf das nächste Jahr und darauf, die Motorräder fertig zu kriegen. Momentan herrscht in der Off-Season so ein bisschen ein Trainingswettkampf. Wir sind mit dem Motocross-Bike viel unterwegs.“

 

Text: Dominik Lack

Fotos: Jan Ole Jähnig Archiv

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