In der heutigen Ausgabe von „Was macht eigentlich?“ werfen wir einen Blick auf Joan Lascorz. Der frühere Rennsieger aus der Supersport-WM greift in diesem Jahr wieder auf vier Rädern an!

Ein vielversprechender Stern am spanischen Rennsport-Firmament

Lascorz in seiner WorldSBK-Debütsaison 2011 (© Dennis Witschel)

Joan Lascorz kam 2007 als Permanentfahrer mit Honda in die Supersport-WM und konnte – nach einer Durststrecke zum Saisonstart – schon in seiner ersten Saison auf das Podium fahren. 2008 folgte beim Heimrennen der erste Sieg, ein zweites Mal schaffte er es 2009 mit Kawasaki in Magny-Cours ganz nach oben. 2010 schloss Lascorz die Saison mit Platz drei und einem weiteren Sieg in Spanien ab. Anschließend ging es in die Superbike-WM, wo der Mann aus Barcelona zwei fünfte Plätze als beste Ergebnisse einheimste.

Eine dramatische Wendung nahm die Karriere von Joan Lascorz 2012. Nach Platz 7 und 9 in Imola blieb er zusammen mit dem WorldSBK-Paddock am Autodromo Internazionale Enzo e Dino Ferrari zum Test. Der altehrwürdige, aber wegen seiner mangelhaften Sicherheitszonen kritisierte Kurs von Imola wurde Lascorz zum Verhängnis. Bei 200km/h kam er von der Strecke ab und schlug in eine Betonwand ein, das Ärzteteam kämpfte um das Leben des damals 27-Jährigen. Seitdem ist Lascorz von der Hüfte abwärts gelähmt.

Im Rallye-Bereich fand Lascorz seine neue Leidenschaft (© Joan Lascorz.com)

Rallye-Star und WorldSBK-Berater

Dem Superbike-Fahrerlager blieb Joan Lascorz erhalten, wenn er auch seine aktive Fahrerkarriere beenden musste. Zunächst begleitete er den Zirkus als Kommentator im spanischen Fernsehen. Dass ihm dabei die Teilnahme am Wettbewerb fehlt, zeigte sich schnell, denn 2014 nahm er am All-Terrain-Rallye-Event Baja Aragón teil, konnte das Rennen sogar beenden. Die Herausforderung bestand darin, mit nur einer Hand zu steuern, während die andere Hand Gas und Bremse kontrolliert. Diese meisterte Lascorz mit Erfolg, denn 2016 holte er in der Buggy-Wertung den dritten Platz im Baja Almanzora, Platz zwei bei der Rally TT Mar de Olivos und gewann schließlich die Buggy-Wertung der spanischen Meisterschaft.

Der Einfluss Lascorz´ auf das WorldSBK-Geschehen blieb gleichzeitig immens. 2015 beispielsweise widmete Jonathan Rea seine Siege in Imola dem Spanier. „Alle meine Mechaniker haben mit Joan gearbeitet. Dieses Wochenende möchte ich also ihm widmen. Man hat einen Sticker für Joan an mein Dashboard geklebt und während des Rennens musste ich daran denken. Sicherlich hat mir das extra-Power gegeben“, erklärte Rea damals.

Unterstützung bekam Lascorz weiterhin von Provec, der Firma, die die Rennangelegenheiten von Kawasaki in Europa organisiert. Nach zwei Jahren Rennsport-Pause bekleidete er 2021 sogar eine Position beim Supersport-300-Team und war als Berater für seine Landsfrau Ana Carrasco (Weltmeisterin 2019) tätig. Rider Performance Analyst lautete die offzielle Jobbeschreibung damals, an den Erfolg vergangener Tage konnte Ana Carrasco, die selbst eine schwere Verletzung überstehen musste, jedoch nicht anknüpfen.

Das Rallye-Dakar-Abenteuer

Ein großer Traum stand für Lascorz, der mit seiner Partnerin Zoraida zusammen wohnt und einen kleinen Privatzoo sein Eigen nennt, noch auf dem Programm: Die legendäre Rallye Dakar. 32.641 € generierte er  mit einer Fundraising-Aktion für sein Projekt, 2022 als erster Querschnittsgelähmter Pilot  an der Dakar-Rallye teilzunehmen. Der Grund: Die physisch anspruchsvolle Rallye bedarf einiger Vorkehrungen: eines speziellen Physiotrainings, Osteopathie und eines barrierefreien Motorhomes. Die Teilnahme an der Dakar kostet per se bereits 250.000€!

Sein Team für diese Challenge, das Buggy Master Team bestückte er neben Co-Driver Miguel Puertas auch mit Superbike-Mechaniker Arón Puerta, der früher schon mit ihm gearbeitet hatte und immer noch bei KRT schraubt. Im Januar 2022 war es so weit und Joan Lascorz nahm die Herausforderung in Angriff. Erfolgreich, denn in der SSV T4-Kategorie schaffte es der mittlerweile 36-Jährige in die Top 10. Die Performance von ihm und Puertas zeichnete sich durch Konstanz aus, sowohl was Fehlerfreiheit als auch das technische Glück anging. Körperlich war der Non-Stop-Stress der Rallye allerdings anspruchsvoll, wie Lascorz später beschrieb. Er habe zeitweise sogar Fieber gehabt, erklärte er.

Joan Lascorz mit dem Can-Am für die diesjährige GSeries. (© Joan Lascorz)

Rutschpartie auf Schnee und Eis: Die GSeries

Auch die weiteren Rennsport-Aktivitäten von Joan Lascorz haben mit vier Rädern zu tun. In den Bergen von Andorra geht es an diesem Samstag (07.Januar) bei der GSeries in 2.400 Metern Höhe aufs Eis. Bei dem Rallye-Spektakel hatte Lascorz bereits 2021 erfolgreich teilgenommen und Platz 5 eingefahren. Bis zum 04. Februar findet jeden Samstag eine Rennveranstaltung statt.

Zum Lascorz-Team gehören Fernando „Fleki“ Rodriguez, ein Mechaniker mit Erfahrung in der Superbike-Weltmeisterschaft und der Dakar, Valentina Vidales als Joans Fahrerassistentin und an der Spitze des Teams Marina Suárez als Teammanagerin des Teams. Das Team hatte bereits einen ersten Kontakt mit dem Andorra Circuit und hielt am 29. Dezember einen Test ab.

„In diesem Jahr wissen wir bereits, was auf uns zukommt. Ich bin den Buggy zwar seit der letzten Dakar nicht mehr gefahren, aber letzten Donnerstag konnten wir in Andorra etwa drei Stints zu je fünf Runden fahren. Und wir haben gesehen, dass wir auf Kurs sind. Trotzdem werden wir bis zum Renntag nicht wissen, welches Potenzial wir haben und welche Konkurrenten wir schlagen müssen.“

Das Event dient als Vorbereitung für Lascorz´ zweite Teilnahme an der Dakar Rallye 2024.

 

Text: Dominik Lack

Titelfoto: Dennis Witschel

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