Für Tom Sykes ist die Saison 2019 eine besonders arbeitsreiche. Der Brite steht im Dienst von BMW, die einen relativ hohen Aufwand betrieben haben, um wieder in die Superbike-WM zurück zu finden. In den Ergebnissen hat sich das für Sykes bisher einige Male niedergeschlagen.

Nach elf Saisonstationen liegt er auf Platz acht in der Gesamtwertung. Neben drei Podestplatzierungen stehen aber seit Saisonbeginn auch immer wieder Ergebnisse außerhalb der Top-10 auf dem Konto des Ex-Weltmeisters. Es stellt sich die Frage, ob denn wirklich Verbesserungen gemacht wurden?

„Ja auf jeden Fall. Im Verlauf des Jahres gab es einige Verbesserungen.“, erklärt Sykes gegenüber Superbike-World. „Allgemein haben wir bei den Elektronik-Strategien, der Geometrie und der Öhlins-Federung Schritte nach vorn gemacht. Natürlich hatten wir ein Paar harte Momente was die Motorleistung angeht, aber je mehr Zeit die Jungs von BMW beim Finetuning des Motors haben, desto mehr arbeiten wir alle in Richtung eines guten Rennmotorrads. Diese Saison war für mich sehr gut.“

10 Monate ist Sykes nun Teil des neuen BMW-Projektes in der Superbike-WM. Im Bike, der S1000RR, sieht der 34-Jährige einiges an Potenzial: „Das Gute ist, dass die Basis der S1000RR bereits auf einem guten Level für den Straßengebrauch ist. Das gibt uns auch einiges an Potenzial auf der Rennstrecke. BMW ist außerdem ein Hersteller, der seit 2011 an einem Superbike entwickelt. Es sind also acht Jahre Entwicklung vorhanden.“

Die Balance zwischen Motorleistung und Stabilität. Eine Gratwanderung.

Sykes in Führung beim ersten Lauf in Magny-Cours (© Dominik Lack)

Zwei Bereiche waren in dieser Saison stets ein Schwachpunkt der BMW. Auf der einen Seite berichteten sowohl Markus Reiterberger als auch Tom Sykes von Problemen bei der Stabilität. Auf der anderen Seite stand der Leistungsschwache Motor. Je nach Strecke verloren die BMWs bis zu zehn km/h auf den Geraden. Die Balance zwischen diesen beiden Aspekten zu finden, scheint nicht einfach zu sein. Zunächst wurde an den Rennwochenenden versucht ein Basis-Bike zu finden. Tom Sykes erklärt seine Herangehensweise:

„Ich persönlich habe gut mit dem Chassis gearbeitet und konnte ein gutes Setup finden. Auf manchen Strecken waren wir in einigen Sektoren sehr schnell und in den engen, kurvenreichen Sektoren sogar die Schnellsten. Natürlich haben wir aber nach einer größeren Lösung für das Chassis gesucht, weil wir zu wenig Leistung hatten. Wir mussten also versuchen in den Kurven die Zeit zu finden was uns meiner Meinung nach auch gut gelungen ist. Ich habe auf unserer Seite einige Vorteile auf der Strecke gesehen. Jetzt warten wir darauf, dass der Motor die Performance des Chassis einholt.“

Kritik war in den Medien an der Arbeitsweise vom BMW-Team durchgeklungen, die nach Imola der Stimme von Sykes mehr Gewicht gegeben hätten als der von Markus Reiterberger. Was dieses Thema angeht, gibt sich Sykes diplomatisch: „Wir arbeiten als Team. Da ist es egal ob die Informationen von mir kommen, von meinem Crew-Chief Pete (Jennings) oder von Markus oder sonst wem auf der anderen Seite der Garage. Jeder hat seine eigenen Ideen und das Team besteht nicht nur aus einer Person. Wir arbeiten alle in Richtung eines gemeinsamen Ziels und das braucht mehr als ein Jahr in einer Weltmeisterschaft.

Sykes und die Teamkollegen. Lob für Markus Reiterberger

Für die kommende Saison setzt BMW neben Sykes auf den Nordiren Eugene Laverty, mit dessen Ankunft im Team nun einheitlich Englisch gesprochen wird. Sicherlich ein neuer Aspekt, so auch Tom Sykes: „Natürlich begrüße ich Eugene ganz herzlich im Team. Zusammen haben wir viel Erfahrung und sicher wird er die Dynamik im Team verändern.“

Gleichzeitig betont der Brite, dass für ihn der Teamkollege zweitrangig sei und auch die Beziehung zu Markus Reiterberger keine schlechte gewesen sei: „Er ist ganz klar ein Fahrer mit viel Talent, der aber offensichtlich noch mehr Zeit braucht. Die hat er zum Glück aber auch.“

Sykes im Superbike-World-Interview (© Sebastian Lack)

„Motorradentwicklung ist eine Fähigkeit“

Zeit ist auch etwas, was die Entwickler der BMW S1000RR noch zu benötigen scheinen, denn die Konstanz der Performance lässt in dieser Saison bei beiden Fahrern zu wünschen übrig. Mal reicht es für´s Podium, mal nur für die hinteren Top 10. Ähnlich lief es bei Sykes zuletzt auch im Kawasaki-Werksteam.

Was macht also Tom Sykes zu einem Entwicklungsfahrer, dem BMW 2020 halten möchte? Er selbst hat eine klare Antwort: „Motorradentwicklung ist eine Fähigkeit und ich glaube, dass ich ein gutes Verständnis und viele Sensoren im Körper habe, mit denen ich den Ingenieuren gutes Feedback geben kann. Oben drauf kommt aber meine Erfahrung. Ich bin viele verschiedene Superbikes gefahren sowie verschiedene Feder- und Elektronikhersteller und Reifenfabrikate. Das alles ist natürlich für die Entwicklung sehr wichtig und das macht einen auch auf der Strecke schnell.

Auf das nächste Jahr wird bei BMW schon jetzt geschaut. In Portimao beispielsweise hat man während des Rennwochenendes drastische Veränderungen am Bike vorgenommen. Ziel: Feedback für die Entwicklung. Dass dabei die Ergebnisse leiden mussten, wurde in Kauf genommen: „Wir haben nicht das erreicht, was wir dort hätten erreichen können, aber die Daten waren wichtiger. Weil die Winter-Tests in der Superbike-WM limitiert sind, war das eine gute Maßnahme.“, erklärt Sykes. Gleichzeitig betonte er, dass die Maschine des nächsten Jahres vor allem ein Update des 2019er Bikes sein wird. Die entsprechenden Forderungen bezüglich des Handlings hat Sykes schon am Saisonbeginn formuliert. „Es ging darum, dass das Chassis bearbeitet wird. Die Jungs arbeiten außerdem emsig daran, die Motorenperformance zu verbessern und das hat man schon diese Saison in einigen Ergebnissen auf der Strecke gesehen.

Vorerst stehen aber noch zwei Saisonstationen an. In der Meisterschaft ist der sechste Platz (momentan Leon Haslam) noch in Reichweite. In Argentinien war Sykes im letzten Jahr – noch auf Kawasaki – in keinem der beiden Rennen auf dem Podest. Ein sechster und ein fünfter Platz stehen ihm dort zu Buche. 

 

Text: Dominik Lack

Fotos: Dominik Lack, Sebastian Lack

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